Werden E-Books auch bald den deutschen Markt beherrschen?

Der E-Book Markt ist derzeit weltweit gehörig in Bewegung, aber in Deutschland, dem Mutterland des modernen Buchdrucks, tun sich die digitalen Ausgaben von Büchern, die auf Computern, Tablets und E-Book-Readern gelesen werden können, immer noch schwer. Die Deutschen scheinen dem gedruckten Buch auch weiter treu zu bleiben, denn sie halten sich beim Kauf von elektronischen Büchern immer noch ziemlich zurück.

Während die Wirtschafts-Analysten von PricewaterhouseCoopers (PwC) in den USA davon ausgehen, dass die Umsätze beim Verkauf von E-Books, die derzeit bei rund 5 Milliarden US-Dollar liegen, in absehbarer Zeit höher sein werden als die Ergebnisse, die durch den Verkauf von Print-Ausgaben und Hörbüchern zusammen generiert werden, machte der Anteil von digitalen Büchern am Gesamtumsatz des Buchhandels in Deutschland 2011 mit rund 4,7 Millionen verkauften Exemplaren und knapp 35 Millionen Euro Umsatz gerade einmal 1% aus.

Die beigefügte Grafik zeigt die Prognosen von PwC, die bis zum Jahr 2017 in den USA eine ständige Umsatzsteigerung der E-Book-Verkäufe auf 8,2 Milliarden US-Dollar sehen. Dem gegenüber steht ein Rückgang im Segment Print und Hörbücher von derzeit zirka 12 Milliarden auf 7,9 Milliarden US-Dollar im gleichen Zeitraum.

Der deutsche E-Book-Markt in Zahlen

Betrachtet man die reinen Zahlenwerte, stellt sich auch in Deutschland eine durchaus positive Tendenz dar. Verglichen mit diesem rasanten Wachstum der Umsätze in den USA ist die Entwicklung auf dem deutschen E-Book-Markt doch wohl eher mit „verhalten“ am besten charakterisiert.

Gegenüber 2010, als lediglich 2 Millionen E-Books abgesetzt werden konnten, ist im Jahr 2011 mit besagten 4,7 Millionen verkaufter Bücher eine Steigerung von 77% zu verzeichnen und die Prognosen für die kommenden Jahre zeigen, dass elektronische Bücher auch hierzulande beliebter werden. So konnte der deutsche Buchhandel 2012 erstmals Umsätze von etwas mehr als 100 Millionen Euro auf dem E-Book-Sektor verbuchen.

Diese steigenden Umsätze auf dem E-Book-Sektor werden hauptsächlich aus drei Quellen gespeist. Einerseits erreichen digitale Bücher eine neue Käufergruppe, die Zuwanderer – also neue Kunden bzw. Käufer, die zuletzt keine Printmedien mehr gekauft haben. Diese Gruppe sorgte im letzten Jahr für einen Zuwachs von 14 Millionen Euro. Weiterhin gibt es die Gruppe der Intensivierer, die dazu neigen, von Büchern im Digitalformat automatisch mehr zu kaufen und mehr als 22 Millionen Euro in die Kassen des Buchhandels spülten. Die restlichen Gewinne bei den E-Book-Umsätzen generieren sich hauptsächlich aus den Verlusten bei den Printausgaben. Für dieses Jahr werden sogar 250 Millionen Euro und bis 2016 eine Vervielfachung auf 650 Millionen Euro erwartet, doch das gedruckte Buch wird den Markt noch viele weitere Jahre beherrschen.

Umfrage der GfK spiegelt die Meinung der Deutschen zum E-Book wider

Dass das gedruckte Buch bei den Deutschen auch weiter einen besonderen Stellenwert behalten wird, belegt eine Umfrage der GfK im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Dieser Studie zufolge ist der Anteil der Menschen, die ausschließlich auf E-Books umsteigen würden, verschwindend gering, während rund die Hälfte der Befragten auch weiterhin ausschließlich die gedruckte Version von Büchern kaufen würden. Weitere 30% würden weitgehend das gedruckte Buch bevorzugen und eher selten das E-Book kaufen. Rund 11% entscheiden sich für beide Varianten gleichzeitig und lediglich 4% sind der Meinung, künftig nur noch elektronische Bücher zu nutzen.

Fachliteratur als Haupteinnahmequelle der E-Book-Branche

Die Domäne des E-Books liegt eindeutig im Bereich Fachliteratur, während die Printausgaben besonders bei Belletristik auch weiterhin die Nummer eins bleiben werden. Ein Grund dafür liegt in der Preisgestaltung. Solange E-Books nicht deutlich günstiger angeboten werden als die Printexemplare, bleibt ein echter Boom aus. Heute sind E-Books im Schnitt gerade einmal 3 Euro günstiger. Schuld sind unter anderem die Preisbindung sowie die unterschiedliche Besteuerung. Während für gedruckte Bücher der ermäßigte Steuersatz gilt, werden E-Books mit 19% besteuert.

Neben so simplen Argumenten wie der bequeme Transport auch mehrerer Nachschlagewerke und Fachbücher sprechen vor allem die komfortablen Features, die E-Books bei der Nutzung auf Reader, Tablet und Computer bieten, für deren Nutzung im Bereich Fachliteratur in Schule, Studium und Beruf. Suchfunktionen gewährleisten eine schnelle Verfügbarkeit der Quellen, Kopier- und Kommentarfunktion und zahlreiche weiterer Optionen machen die Nutzung dieser Informationsquellen einfach und komfortabel.

Amazon noch Marktführer, aber es kommt Gegenwind auf

Dass die US-Amerikaner von Amazon mit 41% Marktanteil auf dem deutschen E-Book-Markt am erfolgreichsten sind, dürfte wohl niemanden verwundern. Den zweiten Platz belegte im letzten Jahr Thalia mit 14% gefolgt von Weltbild mit 13 und iTunes mit 10% Marktanteil. Allerdings wird Amazon in den nächsten Jahren ein steifer Wind entgegenschlagen, denn in diesem Jahr haben eine Reihe großer Online-Buchhändler (Thalia, Weltbild, Bücher.de, bol.de, Hugendubel ) in Zusammenarbeit mit der Telekom zum Gegenangriff geblasen und wollen mit der Tolino-Initiative in Kürze rund 35% Marktanteil erkämpfen und somit beinahe Parität zu Amazon erzielen.

Es bleibt also in jeder Hinsicht spannend, wie sich die Situation auf dem Markt für E-Books in Deutschland weiter entwickeln wird.

Grafik: © Statista

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