Pharmamarkt

Was die Deutschen von ihrem Gesundheitssystem halten

Über das deutsche Gesundheitssystem wird immer wieder diskutiert. Selbst in den jetzigen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD sind einige Punkte aus dem Gesundheitsweisen Gegenstand von Diskussionen, was deutlich macht, dass es noch einigen Verbesserungsbedarf im deutschen Gesundheitssystem gibt. Doch wie denken Bürger und Ärzte in Deutschland über unser Gesundheitswesen?

Zufriedenheit der Bürger stieg rasant trotz Praxisgebühr

Einer Studie vom Januar 2013 (MLP-Gesundheitsreport 2012/2013) zufolge sind 82% der Bundesbürger mit unserem derzeitigen Gesundheitswesen überwiegend zufrieden. Seit 2009, als gerade einmal noch zwei Drittel (69%) der Bundesbürger zufrieden waren, ist eine ständige Steigerung auf den Wert 82% zu verzeichnen, der dem Stand von 1994 entspricht. Besonders augenfällig ist der Anstieg innerhalb eines Jahres von 2011 auf 2012 in Höhe von 10% und das obwohl 2012 noch die Regelung zur Zahlung einer Praxisgebühr in Höhe von 10€ pro Quartal galt. Da diese Praxisgebühr seit Januar 2013 abgeschafft wurde, gehen Prognosen derzeit davon aus, dass der Anteil der Zufriedenen weiter steigen könnte.

Aus der Infografik zu Aspekten des deutschen Gesundheitswesens, die zum Teil auf dem MLP-Gesundheitsreport basiert, wird weiterhin deutlich, dass der Hauptkritikpunkt vieler Bürger die teilweise unerklärlichen Wartezeiten seien. Allein 38% der gesetzlich Versicherten sowie 15% der privat Versicherten Bürger beklagen beispielsweise, dass sie bereits mehrfach lange auf die Behandlung warten mussten und 48% der gesetzlich versicherten Patienten sowie 25% der Privatpatienten monieren, dass sie mehrmals trotz Termin lange warten mussten. Hier liegt sicher noch einiger Optimierungsbedarf bei den einzelnen Praxen.

Sollten Anreize Bürger zu mehr Achtsamkeit und Vorsorge bringen?

Interessant sind auch die Antworten der Bürger auf die Frage, ob und welche Anreize Krankenkassen schaffen sollten, um Bürger zur gesünderen Lebensweise zu veranlassen. 69% fordern dabei Beitragsrabatte für regelmäßige Vorsorge, 61% Rabatte bei gesundheitsbewusstem Verhalten. Ebenfalls 61% fordern höhere Tarife für Risikogruppen wie Raucher oder Extremsportler. 59% der Befragten sind sich einig, dass die Krankenkassen mehr Vorsorgeuntersuchungen übernehmen sollten, denn gerade in diesem Bereich gibt es eine Menge sinnvoller Untersuchungen, die jedoch als so genannter IGEL-Leistungen vom Patienten selbst zu zahlen sind.

Beschwerden wegen Ärzte- und Pflegekräftemangel nehmen zu

Trotz des derzeitigen Trends zur Zufriedenheit der Bürger mit dem Gesundheitswesen zeigt der MLP-Gesundheitsreport eine Zunahme der Beschwerden bezüglich Personalmangels in Krankenhäusern. während 1995 noch 12% über zu wenige Ärzte klagten, waren es 2012 bereits 29%. Ähnlich liegt die Entwicklung beim Pflegepersonal, wo der Prozentsatz von 29% auf 46% stieg und bei den Klagen über zu wenig Behandlungs- und Betreuungszeit durch die Ärzte. (Anstieg von 29% auf 57%). Nach Bundesländern geteilt, äußerten die Bürger Sachsen-Anhalts, Mecklenburg-Vorpommerns und Bremens am positivsten, während die Niedersachsen am wenigsten zufrieden sind.

Insgesamt wird deutlich, dass es trotz aller Zufriedenheit vieler Bürger auch für die neue Bundesregierung eine ganze Menge Baustellen im Gesundheitswesen gibt, die es anzugehen gilt. Nicht umsonst wird bereits in den Koalitionsverhandlungen über die Option diskutiert, Patienten innerhalb von vier Wochen einen Facharzttermin zu garantieren. Dafür muss sicher auch das Thema Ärztemangel ernsthaft angegangen werden. Jedoch steht vor alledem wie immer die Frage der Finanzierung.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert