Terrorismus

Terrorismus: 650% mehr Todesfälle in den OECD-Mitgliedsstaaten

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Die Gesamtzahl der Todesfälle durch Terrorismus sank laut dem Global Terrorism Index 2016 2015 auf 29.376; somit wurde ein vier Jahre anhaltender Aufwärtstrend beendet. Die Militäreinsätze gegen ISIL und Boko Haram ermöglichten einen Rückgang an Todesfällen im Irak und in Nigeria um 32 %. Dies trug auch zu einem Rückgang der Gesamtzahl weltweit bei. ISIL und Boko Haram wurden zwar in ihren Heimatstaaten geschwächt, haben sich jedoch auf weitere Länder ausgebreitet. Dies führte zu einem Anstieg der Auswirkungen des Terrorismus weltweit und trug zu einer Verschlechterung der GTI-Gesamtpunktzahl in Höhe von 6 % für dieses Jahr bei.

Der vom Institute for Economics and Peace (IEP) vorgelegte Jahresbericht stützt sich auf die Global Terrorism Database des National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism (START) sowie weitere Quellen und stellt die umfassendste Ressource zu den weltweiten Trends in Bezug auf Terrorismus dar. Aus dem Bericht geht hervor, dass weltweit gesehen die Anzahl der Länder, die im vergangenen Jahr die bisher meisten Todesfälle verzeichneten, 2015 von 17 auf 23 anstieg. Frankreich, Türkei, Saudi-Arabien, Kuwait und Tunesien verzeichneten einen wesentlichen Rückgang ihrer GTI-Punktzahl. Dies führte zu gravierenden Veränderungen im Ranking im Vergleich zum Vorjahr und zog die GTI-Gesamtpunktzahl in Mitleidenschaft, da diese Rückgänge schwerer wogen als die Verbesserungen in Nigeria und im Irak.

ISIL und seine Verbündeten waren 2015 in 28 Ländern und damit in mehr als doppelt so vielen vertreten wie noch 2014 mit 13 Ländern. Zu diesen Ländern gehörten auch viele in Europa. Diese führte dazu, dass im vergangenen Jahr so viele Länder wie noch nie das bislang höchste Ausmaß an Terrorismus in den vergangenen 16 Jahren verzeichneten. Die Ausweitung von Boko Haram auf Nachbarländer wie Niger, Kamerun und Tschad erhöhte die Anzahl von Menschen, die in diesen drei Ländern durch Terrorismus ums Leben kamen, um 157 %. Somit belegten Kamerun und Niger im GTI-Ranking den 13. bzw. 16. Platz.

Steve Killelea, Executive Chairman des IEP, äußerte sich wie folgt: „Der diesjährige GTI-Bericht unterstreicht, dass die weltweite Terrorismusdynamik so komplex war wie noch nie in den vergangenen 16 Jahren. Einerseits ist der Rückgang an Todesfällen positiv zu bewerten, doch andererseits geben die anhaltende Intensivierung des Terrorismus in einigen Ländern und seine Ausweitung auf neue Staaten ernsthaften Anlass zur Sorge. Dies veranschaulicht eindrucksvoll, wie wandelbar und anpassungsfähig terroristische Aktivitäten heute sind. Die Angriffe im Herzstück westlicher Demokratien unterstreichen, wie dringend eine rasche, gezielte Reaktion auf die Entwicklung dieser Organisationen gebraucht wird.“

In den OECD-Ländern trugen die transnationale Taktik von ISIL sowie von der Gruppe inspirierte Einzeltäteranschläge zu einem 650%igen Anstieg der Anzahl an Todesfällen an. 21 der 34 OECD-Länder verzeichneten mindestens einen Anschlag; die meisten Todesfälle entfielen dabei auf die Türkei und Frankreich. Dänemark, Frankreich, Deutschland, Schweden und die Türkei verzeichneten jeweils die meisten Todesfälle innerhalb eines Jahres seit 2000. Mehr als die Hälfte aller 577 Todesfälle standen im Zusammenhang mit ISIL. Die Anschläge dieser Gruppe in Paris, Brüssel und Ankara zählten zu den verheerendsten in der Geschichte dieser Länder.

Steve Killelea kommentierte: „Ausländische ISIL-Kämpfer, die in Syrien waren, verfügen im Allgemeinen über einen hohen Bildungsstand, aber ein geringes Einkommen. Viele Kämpfer treten der Gruppe deshalb bei, weil sie sich in ihren Heimatländern als Außenseiter fühlen. Die treibenden Kräfte von Terrorismus zu verstehen ist unverzichtbar, wenn wir Strategien gegen Terrorismus und Radikalisierung entwickeln möchten. Militäreinsätze tragen deutlich zur Eindämmung von ISIL im Irak bei, doch die anhaltende Attraktivität der Organisation, die sich u. a. in den von ISIL inspirierten Anschläge in Europa zeigt, belegt die Grenzen einer rein militärischen Herangehensweise.“

Innerhalb der OECD-Länder gehören laut dem Bericht sozio-ökonomische Faktoren wie Jugendarbeitslosigkeit, Ausmaß an Kriminalität, Zugang zu Waffen und fehlendes Vertrauen in Wahlen zu den statistisch bedeutsamsten Faktoren im Zusammenhang mit Terrorismus. In Entwicklungsländern gehören Korruption und gruppenspezifische Ungleichheiten zu den wichtigsten Korrelationen in Bezug auf terroristische Aktivitäten.

Die weltweiten wirtschaftlichen Auswirkungen des Terrorismus beliefen sich 2015 auf 89,6 Mrd. USD: Der Irak musste die schwersten wirtschaftlichen Rückschläge durch Terrorismus hinnehmen; sie beliefen sich 2015 auf 17 % des BIP des Landes. Die fünf Länder, die die höchsten Gesamtauswirkungen durch Terrorismus verzeichneten, waren der Irak, Afghanistan, Nigeria, Pakistan und Syrien. Auf diese fünf Länder entfielen 72 % aller Todesfälle durch Terrorismus 2015. In diesen Ländern sind die vier tödlichsten Terroristengruppen aktiv, die für 74 % aller Todesfälle durch Terrorismus verantwortlich sind: ISIL, Boko Haram, die Taliban und Al-Qa’ida. ISIL übertraf 2015 Boko Haram als tödlichste Terroristengruppe: Anschläge in 252 verschiedenen Städten führten zu 6.141 Todesfällen.

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