Tageszeitungen – ein Wirtschaftszweig im freien Fall?

Die Schlagzeilen der letzten Wochen haben sicher die meisten noch im Ohr und schauen interessiert auf die weitere Entwicklung. Ein ganzer Wirtschaftszweig scheint in Schwierigkeiten zu stecken. Die Frankfurter Rundschau, seit Jahren ein Inbegriff für überregionale Tageszeitungen, musste am 13. November dieses Jahres Insolvenz anmelden und die Financial Times Deutschland teilte am 23.11.2012 mit, dass sie nach 12 Jahren am 4. Dezember 2012 zum letzten Mal erscheinen wird.

Während die Frankfurter Rundschau, die in der Verlagsgruppe DuMont zunächst weiter erscheint und noch ums Überleben kämpft – laut Insolvenzverwalter Frank Schmitt laufen derzeit Verhandlungen mit einigen namhaften Investoren – und nach Wegen sucht, das Traditionsblatt neu aufzustellen, macht die FTD aus dem Hause Gruner + Jahr den harten Schnitt und stellt ihr Erscheinen komplett ein. Das Blatt wurde im Jahr 2000 im Zuge des Börsenbooms der Internetbranche in Hamburg als zweite Wirtschaftszeitung neben dem etablierten Handelsblatt gegründet und widmete sich als börsentäglich erscheinende Zeitung ausschließlich dem Thema Börse und Finanzwirtschaft. Zahlreiche Internetunternehmen gingen damals an die Börse. Dafür musste die Werbetrommel gerührt werden und so strömten die Werbeeinnahmen reichlich in Kassen der Financial Times Deutschland. Mittlerweile sind sowohl die Gewinne aus dem Vertrieb als auch aus der Werbung, die ja als Basis der Zeitungswirtschaft gelten, zurückgegangen, so dass unterm Strich rund 300 Millionen Euro Verlust bleiben.

Ein allgemeiner Abwärtstrend wird deutlich

Der Zusammenbruch dieser beiden prominenten Blätter ist aber eigentlich nur das Ergebnis einer sich seit Längerem abzeichnenden Entwicklung. Die Auflagen und damit auch die Umsätze auf dem deutschen Zeitungsmarkt gehen signifikant zurück. Die beigefügte Infografik mit der Statistik des deutschen Zeitungsmarktes, der Daten des Bundesverbandes deutscher Zeitungsverleger (BDZV) zugrunde liegen, gibt diesen Trend eindrucksvoll wieder.

Grafik: Statista

Während 1992 noch mehr als 420 Tageszeitungen den Markt bevölkerten, sind es in diesem Jahr lediglich noch 333, was einem Rückgang von 22% entspricht. Allein innerhalb der letzten 10 Jahre gingen die Zahlen der Auflagen von Tageszeitungen um 19% zurück. Waren es im Jahr 2003 noch 22,6 Millionen Exemplare, wurden in diesem Jahr lediglich Auflagen von 18,4 Millionen Exemplaren erreicht.

ePaper zeigt nur geringes Wachstum

Einige Verlage waren lange Zeit der Meinung, dass die im Printbereich weggebrochenen Leser einfach über digitale Angebote in Form der elektronischen Zeitung (ePaper) bei der Stange gehalten werden können. Doch wie unsere Grafik zeigt, hat sich dies eindeutig als Irrglaube erwiesen. Während die Auflagen der gedruckten Tageszeitungen um 4,2 Millionen sank, werden gegenwärtig insgesamt lediglich 230.000 ePaper verkauft, wovon der Löwenanteil bei den überregionalen Tageszeitungen auf die Bildzeitung mit gerade einmal rund 24.500 Exemplaren entfällt. Betrachtet man hier die Werte von Frankfurter Rundschau und FTD, findet man lediglich Auflagen von zirka 1.500 Exemplaren.

Geht man noch mit der Zeit?

Betrachtet man diese Zahlen, kommt man zu dem Schluss, dass die Printmedien eindeutig die Entwicklung verpasst haben. Seit einigen Jahren hat sich hier eine mediale Transformation abgespielt, der man als Verlag nicht allein mit der Umstellung auf digitale Ausgaben gerecht werden kann, sondern es gilt, Inhalte so aufzubereiten, dass sich alle Altersgruppen und breite Teile der Internetnutzer angesprochen fühlen. Ein Großteil der Auflagen von gedruckten Tageszeitungen wird nach wie vor von älteren Menschen gekauft, während die jüngere Generation mehrheitlich auf Informationen aus dem Netz zurückgreift. Newsportale im Internet gelten mittlerweile als top-aktuelle Informationsquelle, die teilweise in Echtzeit Informationen bereitstellt, während die Bloggerszene notwendiges Hintergrundwissen bereitstellt. Die Qualität der im Netz angebotenen Informationen hat enorm zugenommen und die Onlinemeldung ist an Aktualität nicht zu überbieten.

Wahrscheinlich werden die beiden prominenten Opfer nicht die letzten sein, die vom Zeitungssterben betroffen sind, denn ein Ende des Abwärtstrends ist nicht in Sicht. Andere Stimmen meinen wiederum, dass sich der Zeitungsmarkt im nächsten Jahr sogar konsolidieren soll. Bleibt abzuwarten, wie die Zeitungsverlage die Kurve kriegen und sich auf die neuen Gegebenheiten und Anforderungen des Marktes einstellen.

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