Strommast

Swissgrid: Fremder Strom sorgt für Engpässe im Schweizer Stromnetz

Laut Netzbetreiber Swissgrid gibt es zunehmend Engpässe im Schweizer Stromnetz, weil die Nachbarländer ihre Netze verstärkt zusammenschliessen, ohne dass die Schweiz darauf Einfluss hat. Das sagt Jörg Spicker, Leiter Markt bei Swissgrid, im Gespräch mit der «Handelszeitung». Grund sei Strom, der ungeplant durch die Schweiz fliesse («Loop Flows»). Das habe Swissgrid bei den Untersuchungen der Netzengpässe vom Winter 2015/2016 herausgefunden. Damals haben sich die Zeiten mit kritischen Überlastungen verzehnfacht, sagt Spicker. Politiker und Experten debattierten über die Gefahren von Blackouts.

2015 wurde ein Teil der Schweizer Nachbarländer zu einem hoch integrierten Strommarkt zusammengeschlossen. Technisch funktioniere dieser Markt so, als gehöre die Schweiz dazu, sagt Spicker. Und das mit unbeschränkten Kapazitäten. Die Folge: Nun wird zu viel Strom gehandelt, der dann durch die Schweiz fliesst. Dagegen wehren kann sich die Schweiz schlecht, denn sie ist bei wichtigen Gremien nicht mehr dabei. Swissgrid bleibe nichts anderes übrig, als das Schweizer Netz für die ungewollten Stromflüsse auszubauen, sagt Spicker. «Ein grosser Teil des heutigen Ausbaus dient der Entlastung.»

«Wir sitzen heute am Katzentisch», konstatiert Spicker. 2014 wurde Swissgrid aus der europäischen Arbeitsgruppe zur Weiterentwicklung der Stromnetze (Acer) ausgeschlossen. Erst im vergangenen Dezember lehnte die EU-Kommission zudem einen Vorschlag von Swissgrid ab, wie die Schweiz hätte enger in den Tageshandel für Strom integriert werden können. Das habe Folgen. Früher sei die schlechte Integration in den europäischen Strommarkt vor allem ein wirtschaftliches Problem gewesen, sagt Spicker. Nun warnt er: «Dass die Schweiz beim europäischen Engpassmanagement ausgeschlossen ist, gefährdet zunehmend die Versorgungssicherheit.»

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