Löst der Ozean die Rohstoffprobleme der Zukunft?

Der Hunger der Menschheit nach Rohstoffen hält unvermindert an. Der Ölverbrauch hat sich seit Anfang der 1970er Jahre verdoppelt, und auch die Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen steigt mit dem zunehmenden Einsatz von Metallen wie Kupfer, Nickel oder Kobalt in elektronischen Produkten wie Smartphones, Solarzellen oder Hybridautos. Die Rohstoff-Vorkommen in den Tiefen der Ozeane rücken dabei immer mehr in den Fokus des Interesses. Doch wann ist ein Abbau wirtschaftlich? Welche Umweltrisiken müssen bedacht werden? Und wer darf die Lagerstätten in internationalen Gewässern für sich beanspruchen?
Der „World Ocean Review 3 – Rohstoffe aus dem Meer – Chancen und Risiken“ (WOR 3), herausgegeben von der gemeinnützigen Organisation maribus gGmbH und mit Unterstützung der Zeitschrift mare, des International Ocean Instituts (IOI) und des Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“, beschreibt ausführlich die bekannten metallischen und energetischen Rohstoffe in den Ozeanen und beleuchtet – wissenschaftlich fundiert und für Laien verständlich geschrieben – die Chancen und Risiken des Abbaus und der Nutzung von Rohstoffen. Der neue Report liefert Fakten über die Menge an bekannten Öl- und Gasvorkommen und der festen Gashydratvorkommen unterhalb des Meeresbodens. Ferner geht es um das Potenzial von mineralischen Rohstoffen wie Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfiden. Darüber hinaus thematisiert der WOR die Verantwortung der internationalen Staatengemeinschaft für einen umweltverträglichen Abbau und die völkerrechtliche Herausforderung, für eine sozial gerechte Verteilung der Ressourcen in internationalen Gewässern zu sorgen.
„Die Nutzung des Ozeans wird in der Zukunft zunehmen. Für eine umweltverträgliche Ressourcengewinnung aus dem Meer und aus dem Küstenraum gilt es, dass alle Akteure gemeinsam an möglichst nachhaltigen Lösungswegen arbeiten“, sagt Martin Visbeck vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Sprecher des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“.
Im Gegensatz zu schnell nachwachsenden Ressourcen wie etwa Fischen oder Muscheln entstehen mineralische und energetische Ressourcen aber nur im Laufe von vielen Millionen Jahren. Es gibt eine endliche Menge dieser Ressourcen, die nur mit hohem technischen Aufwand gefördert werden können.
„Wenn abseits unserer Wahrnehmung riesige Geschäfte locken, dann gerät nicht nur die Umwelt in Gefahr, sondern auch elementare Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. Insbesondere Großkonzerne, die seit Jahren in Westafrika Öl fördern, sahen in der Vergangenheit weder im Schutz der Natur noch in einer fairen Teilhabe der Bevölkerung an den Erlösen aus dem Ölgeschäft eine Notwendigkeit“, sagt Nikolaus Gelpke, mare-Verleger und Gründer von maribus gGmbH.
Foto: © ROV KIEL 6000; GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

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