Linguistiker erstellt Wörterbuch Kasseler Mundart

Schnuddeln, Mähren, Schmissen? Badschen, Saumade, Dibben? Mit diesen Wörtern und Begriffen können Sie überhaupt rein gar nichts anfangen? Herzlich Willkommen in der „Kasseler Mundart“.
Für Freunde des nordhessischen Dialekts gibt es das „Wörterbuch der Kasseler Mundart“. Es ist eines der aufwändigsten digitalen Dialektwörterbücher in Deutschland überhaupt.

Wie funktioniert das digitale Wörterbuch?

Über eine Suchfunktion besteht die Möglichkeit, sich Wörter einzelner Kategorien anzeigen zu lassen. Auf Papier kann man lediglich nach einem bestimmten Wort suchen und sich dabei der alphabetischen Sortierung bedienen. Beim „Digitalen Wörterbuch der Kasseler Mundart“ (DWKM) hat der Nutzer weitere Wege der inhaltlichen Erschließung.
Insbesondere die Suche über Kategorien ist interessant gestaltet. Durch einen Klick etwa auf das Zeichen für „Küche“ werden alle Wörterbucheinträge angezeigt, die Küchenutensilien, Lebensmittel, Gefäße und Sättigungszustände beschreiben, ob sie nun das Wort „Küche“ enthalten oder nicht.
Zusätzlich bietet die Website weitere Informationen zur Kasseler Mundart, einige Biographien bedeutender und populärer Mundartautoren von Jacob Grimm bis zu Dark Vatter sowie eine umfangreiche Bibliographie von Kasseler Mundartliteratur.
Das „Wörterbuch der Kasseler Mundart“ von August Grassow – er starb bereits im Jahr 1900 – ist das erste Werk, das sich ganz dem Kasseler Dialekt widmet. Grassows Sammlung von bekannten und ausgestorbenen Wörtern und Redensarten sowie zahlreichen Anekdoten ist nicht nur ein historisches Wörterbuch, sondern auch ein Stück Kasseler Kulturgeschichte und Teil des kulturellen Gedächtnisses der Stadt.
Erst 1952 wurde das Wörterbuch der Kasseler Mundart durch Paul Heidelbach in einer von ihm erweiterten und kommentierten Fassung als Buch veröffentlicht. Danach wurde es still um das Werk und es drohte in Vergessenheit zu geraten.
Dass das nicht geschieht, und dass dieser Schatz wieder einem breiten Publikum zur Verfügung steht, ist einem jungen Kasseler Germanisten zu verdanken: Daniel Stein – er promoviert derzeit in München in Computerlinguistik – hat als offizielles Projekt zum Stadtjubiläum eine digitale Fassung des Wörterbuchs erstellt. Unterstützt wurde er dabei von dem Texttechnologen Daniel Jettka aus Bielefeld.
Das Projekt entspricht so ganz dem Wunsch vieler Kasseler, Kasselaner und Kasseläner, mehr über ihre Mundart zu erfahren und ihr wieder verstärkt Aufmerksamkeit zu widmen.

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