Staatsschuldenquoten in Europa

Staatsschulden – wie europäische Länder damit umgehen

Gibt es einen schuldenfreien Staat in Europa? Sicherlich ist es weder Griechenland, noch Spanien, auch nicht Österreich oder Deutschland. Und doch, es gibt ihn. Das Fürstentum Liechtenstein ist als nicht EU-Mitgliedsstaat der einzige Staat in Europa, der schuldenfrei ist. Das Fürstentum verfügt über eine starke Wirtschaft, die Infrastruktur zeigt sich ohne internationalen Bahnhof und ohne Flughafen überschaubar, der Verwaltungsapparat wird schlank gehalten und das Militär wurde bereits 1868 abgeschafft.

Innerhalb der EU gelten die Maastrichter Konvergenzkriterien, durch die den Mitgliedsstaaten ein Maximalschuldenstand von 60 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts vorgeschrieben wird, doch nur 12 Staaten liegen darunter. Laut den Prognosen der EU-Kommission sei die jahrelange Wirtschaftskrise überstanden, doch die Schuldenberge schwinden nicht.

Österreichs Schulden im Wachsen

Laut Finanzminister Spindelegger werde die Staatsverschuldung heuer doch nicht, wie erwartet wird, die 80-Prozent-Grenze überschreiten, sondern sich bei 79,2 Prozent einpendeln. Die EU-Kommission zweifelt jedoch, denn für sie bestehen weiterhin Risiken, zumal der Budgetentwurf Abweichungen vom Anpassungspfad aufweise, wie es heißt. Die Prognosen von Experten besagen für 2014 jedenfalls einen Schuldenstand bis Jahresende von 80,3 Prozent. Das schwer belastende Problemkind Hypo-Alpe-Adria schlägt sich zu Buche.

Konkret liegt Österreichs Schuldenstand bei über 240 Milliarden Euro, dass entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von mehr als 32.000 Euro. Damit liegt Österreich im europäischen Schuldenranking exequo mit Ungarn auf Platz 17, gefolgt von Slowenien mit 80,4 Prozent. Die nächsten Plätze nehmen Großbritannien und der Sorgenstaat Frankreich ein, dem es trotz rigorosen Sparmaßnahmen nicht gelingen wird, die geplante Schuldensenkung bis 2015 um 3,5 Prozent zu erreichen. Das Schlusslicht im Ranking bildet Griechenland, dessen Schulden bis Ende 2014 noch 177,2 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts betragen werden. Doch auch Italien bereitet der EU Sorgen, das ohne Kredite der Europäischen Zentralbank längst zahlungsunfähig wäre.

Schweizer Modell: Schuldenbremse

Nach einer Volksabstimmung 2001 trat im Jahr 2003 in der Schweiz die sogenannte Schuldenbremse in Kraft. Bereits 2012 sprachen die Zahlen für das Modell, denn von 2005 bis 2011 konnten die Staatsschulden auf 37 Prozent gesenkt werden. 2013 zeigte sich ein kurzfristiger Anstieg, doch für 2014 wird bereits wieder eine Reduzierung prognostiziert. Die Schweiz baut also Schulden ab, während viele EU-Staaten sich weiter verschulden. Dabei sieht die Schuldenbremse keine direkte Verringerung der Schulden vor, sondern sie sollen lediglich über einen Konjunkturzyklus hinweg konstant gehalten werden, wodurch bei wachsender Wirtschaft die Schuldenquote automatisch sinkt. Für den Bundeshaushalt bedeutet sie jedoch eine Ausgabenbeschränkung, da die Schulden konstant gehalten werden müssen.

Ähnliche Modelle haben bereits EU-Staaten wie Deutschland eingeführt. In der Bundesrepublik sieht sie eine Reduzierung der Nettokreditaufnahme vor. Innerhalb der EU wird jedoch außer über die Schuldenbremse noch über ein anderes Thema betreffend der Staatsschulden heiß diskutiert, nämlich die Gesamtschuldenaufnahme durch die EU. Eurobonds stehen im Raum und die Vergemeinschaftung der Staatsschulden der Länder der Eurozone, dabei handelt es sich um Billiardenbeträge. Die Gesamtschulden der Länder in der Euro-Zone sind im Vorjahr auf 8,9 Billiarden Euro gewachsen, das entspricht 92,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Zone. Welche Ergebnisse jedoch bringt zum Vergleich ein Blick über die EU hinaus?

Die Vereinigten Staaten von Amerika weisen gegenwärtig einen Schuldenstand von 105,9 Prozent auf. Im EU-Ranking wären sie am 6. Platz der meist verschuldeten Staaten. Japan zeigt sich besonders hoch in den Roten Zahlen. Die Staatsverschuldung 2014 wird 243,7 Prozent erreichen, wobei die Tendenz auch für 2015 steigend ist. Läge Japan in der EU, wäre Griechenland nicht mehr der Staat mit dem höchsten Schuldenberg.

Infografik: © wirtschaft.com

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert