Warnschuss für Europäer, Kommentar zum Fed-Stresstest von Sebastian Schmid

Frankfurt – Erstmals haben mit den amerikanischen Töchtern von BBVA, HSBC, Royal Bank of Scotland (RBS) und Banco Santander vier europäische Kreditinstitute den Stresstest der Federal Reserve durchlaufen. Was nach dem ersten Durchgang vergangene Woche noch nach einer soliden Vorstellung aussah – alle vier hatten locker bestanden -, entpuppte sich diese Woche als Desaster. Nur die spanische BBVA erhielt die Genehmigung, ihren Kapitalplan wie vorgestellt durchzuziehen. Die anderen drei müssen einen neuen Plan erstellen und diesen in den kommenden Monaten vorlegen.

Das Scheitern von HSBC, RBS und Santander lässt sich nicht einmal dadurch schönreden, dass es schließlich der erste Anlauf war und dieser viele Banken vor Schwierigkeiten stellt. Diese defensive Argumentation könnten auch die US-Töchter der japanischen Mitsubishi Financial oder der kanadischen Bank of Montreal für sich gelten machen, die ebenfalls zum ersten Mal angetreten waren. Nur dass deren Kapitalpläne problemlos akzeptiert wurden.

Gescheitert sind Europas Stresstestpioniere nicht einmal am quantitativen Ergebnis. Im Gegenteil: RBS Citizens Financial wies im extremsten Stress-Szenario mit 9,0% Kernkapitalquote sogar einen Wert auf, den nur vier der 30 getesteten Banken übertreffen konnten. Warum fiel die Bank trotzdem durch? Die US-Bankenaufsicht Fed stellte bei der RBS qualitative Mängel in der Risikoevaluierung fest. Das Institut weise Defizite bei der Einschätzung der Auswirkungen von Krisenszenarien auf ihren Umsatz und ihr Ergebnis auf. Die Fed scheibt der RBS ins Stammbuch: Euer Stresstestergebnis ist nur so gut, weil eure Risikobewertung so mangelhaft ist. Ähnliche Befunde sorgten auch bei Citigroup, Santander und HSBC für die Ablehnung der Kapitalpläne.

Nun ist das für die weiterhin in Staatshand befindliche RBS individuell bitter, da sie ihre US-Tochter verkaufen wollte, um ihre noch immer gebeutelte Bilanz zu sanieren. Auch ein IPO war angedacht worden. Beides wird sich nun mindestens um mehrere Monate verschieben, bis der neue Kapitalplan genehmigt worden ist.

Doch wird mit dem Abschneiden der europäischen Vertreter auch noch einmal vor Augen geführt, wie kritisch die Fed die Finanzindustrie auf dem alten Kontinent noch immer sieht. Barclays und Deutsche Bank, die 2015 erstmals mit ihren US-Töchtern am Stresstest teilnehmen, sollten den Warnschuss ernst nehmen und sich entsprechend vorbereiten. Sonst droht auch ihnen eine kalte Dusche.

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