Mittelstand als Träger der Wirtschaft

Wien – Ihre Namen kennen in Österreich nur wenige, und doch spielen sie weltweit in der ersten Liga, die Hidden Champions der Wirtschaft. Über 200 mittelständische Betriebe sind weltweite Markenführer, was kaum jemand im eigenen Land weiß. Als Hidden Champion gilt, wer weltweit unter den ersten drei Rängen am Markt liegt, den Firmensitz in Österreich und unter 200 Millionen Euro Umsatz hat. Sie decken meist Nischen ab, weshalb sie sich in Krisenzeiten widerstandsfähiger zeigen. Die Hidden Champions in Österreich sind zum größten Teil im Business-to-Business-Bereich tätig, verkaufen ihr Produkte und Dienstleistungen also nicht an Endverbraucher, sondern an andere Betriebe und Unternehmen. Die meisten haben ihren Firmensitz in der Steiermark, in Oberösterreich und Vorarlberg. Dabei sind sieben von zehn Hidden Champions Familienunternehmen.

Beispiel Binder & Co AG

1894 gründete mit dem Schwerpunkt Eisenkonstruktionen der Schlossermeister Ludwig Binder eine kleine Bau- und Kunstschlosserei. Der Betrieb hält sich in der Wirtschaftskrise zu Beginn des 20. Jahrhundert und erlebt 1940 nach den Jahren der Rezession einen wirtschaftlichen Aufschwung, wird zum mittelständischen Industriebetrieb mit 150 Mitarbeitern. In den 1950er Jahren wird eine Vibrations-Siebmaschine für die Lebensmittelindustrie entwickelt. Nach diesem Durchbruch übersiedelt das Unternehmen von Graz nach Gleisdorf, wo eine neue Betriebsstätte errichtet wurde. Hier werden die ersten Aufbereitungsanlagen für Industriemineralien der Bauwirtschaft produziert. 1971 kommt es zu einer Eingliederung in die Voest-Alpine. Die ersten Großanlagen werden gebaut. Verpackungsanlagen und Recyclingmaschinen werden entwickelt und das Unternehmen wieder reprivatisiert. 2010 erhält Binder & Co den Staatspreis für Innovation für die weltweit erste industrietaugliche Lösung zur Aussortierung von hitzebeständigen Sondergläsern aus Recycling-Scherben.

Die Bedeutung der Hidden Champions

Die Hidden Champions in Österreich stellen die stärksten Arbeitgeber in den jeweiligen Gemeinden dar. Im Schnitt werden 400 Arbeitsplätze geboten. Meist in ländlichen Räumen angesiedelt, kommt den Betrieben als Arbeitgeber eine besonders wichtige Bedeutung zu. Auffallend ist die geringe Mitarbeiterfluktation in den Unternehmen. Da es sich zumeist um Familienbetriebe handelt, werde hier nicht in Quartalszahlen gedacht, sondern in Generationen, analysiert Georg Jungwirth von der Fachhochschule der Wirtschaft in Graz die Situation. Auch würden visionäre Ziele dabei verfolgt. Jungwirth sieht den Erfolg der Hidden Champions in folgenden Gründen: Überlegene Produktqualität, hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung, klare Fokussierung, gut ausgebildete Mitarbeit in familiärem Umfeld, frühe Internationalisierung und oft charismatische Führungspersönlichkeiten, die klare Ziele verfolgen. Der Exportanteil der Hidden Champions liegt im Schnitt bei 82 Prozent, bei einzelnen Unternehmen sogar bei 99 Prozent. Da spezielle Nischen abgedeckt werden, liegt der Weltmarktanteil mancher Betriebe bei bis zu 70 Prozent.

Ein Kommentar

  1. Ja, das stimmt. Daneben, dass der Mittelstand ohnehin oft unterschätzt wird, werden gerade auch die Hidden Champions unterschätzt.

    Viele Menschen denken, auf dem Land gäbe es keine spannenden Arbeitgeber. Aber weit gefehlt! Gerade im produzierenden Gewerbe gibt es viele tolle Firmen mit innovativen Produkten.

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