Kritik am Aus für anonymisierte Bewerbungen in NRW-Landesverwaltung

Das von der schwarz-gelben NRW-Landesregierung beschlossene Aus für anonymisierte Bewerbungsverfahren in der Landesverwaltung ist im Bund auf scharfe Kritik gestoßen: „Das ist die Rolle rückwärts ins analoge Bewerbungs-Mittelalter. Früher musste man in Bewerbungen alles von sich preisgeben, oft haben allein Foto und Herkunft über Berufschancen entschieden“, sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Freitagsausgabe). Mittlerweile präferierten viele Unternehmen und Verwaltungen anonymisierte Bewerbungen.

Gerade erst habe Siemens den Weg zu mehr anonymisierten Bewerbungsverfahren freigemacht, dutzende Kommunen täten dies ebenfalls mit Erfolg. Dass NRW seine Vorreiterrolle jetzt aufgebe, ohne diese Entscheidung nachvollziehbar zu begründen, sei ein Rückschritt. „Der Verzicht auf persönliche Informationen und Foto ist international längst Standard“, so Lüders. Anonymisierte Bewerbungsverfahren erleichterten es Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund, überhaupt erst zum Bewerbungsgespräch eingeladen zu werden. „Wer das als `Murks` bezeichnet, hat sich mit Chancengerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt offenbar nicht richtig auseinandergesetzt“, sagte Lüders, die seit Februar 2010 die Antidiskriminierungsstelle des Bundes leitet. Damit bezog sie sich auf Äußerungen der Staatssekretärin im NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration, Serap Güler (CDU). Güler hatte das Modell als „Murks“ bezeichnet. Es sei falsch, wenn Bewerber Merkmale wie Einwanderungsgeschichte oder Geschlecht verbergen sollten, um eine Stelle im öffentlichen Dienst besetzen zu können. „Ich habe auch viele Stimmen aus der Migranten-Community gehört, die das nicht gut finden“, sagte Güler dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Daher werde das Projekt ohne weitere Auswertung eingestellt.

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