Nicht nachhaltig, Kommentar zur Lufthansa von Lisa Schmelzer

Lufthansa
Das Geheimnis des Erfolges ist schnell gelüftet: Um 1 Mrd. Euro ist die Treibstoffrechnung der Lufthansa 2015 im Vergleich zum Vorjahr gesunken, um knapp 650 Mill. Euro ist im Gegenzug das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) gestiegen. Einen vorteilhaften Sondereffekt aus der Trennung von der US-Beteiligung Jetblue eingerührt, ergibt den gezeigten Rekordüberschuss von fast 1,7 Mrd. Euro.

Auch wenn die Rechnung nicht ganz so einfach geht und jede Menge andere Faktoren ebenfalls – wenn auch geringeren – Einfluss auf die Ergebnisentwicklung haben, steht eins fest: Nachhaltig ist was anderes. Sobald Öl – und damit Kerosin – teurer wird, kann es mit den Ergebnissen auch schnell wieder in die andere Richtung gehen.

Klar, ein höherer Ölpreis hätte auch eine Bereinigung der Branche zur Folge, weil die ausscheiden würden, die sich das teure Kerosin nicht mehr leisten können. Aber diese Wirkung würde sich, ebenfalls wie im Zuge einer Konsolidierung womöglich anziehende Preise, erst mittelfristig entfalten. Kurzfristig sähe es erst einmal düster aus, zumal der Ergebnisbringer Lufthansa Technik in eine schwächere Phase hineinläuft und Aufbauarbeiten dem neuen Ableger Eurowings Verluste bescheren werden. Ganz zu schweigen von der schon seit längerem schwächelnden Frachtsparte.

Kein Wunder also, dass die Lufthansa-Führung bemüht ist, das 2015 Geschaffte herunterzuspielen. Denn solch exquisite Zahlen machen es schwer, Kostensenkungsmaßnahmen durchzusetzen. Und die drei größten Schwachstellen der Lufthansa sind laut Konzernchef Carsten Spohr: „Kostennachteil, Kostennachteil, Kostennachteil.“

So lange es nicht gelingt, die Aufwandspositionen deutlich zu reduzieren, steht Spohr vor allem bei der noch zu teuer operierenden Kernmarke Lufthansa beim Wachstum auf der Bremse. Das ist allerdings ein waghalsiges Spiel, denn wer nicht wächst, verliert schnell Marktanteile. Werden Strecken aufgegeben oder Frequenzen eingeschränkt, setzen sich alsbald Wettbewerber auf diese Destinationen. Wer allerdings wächst, koste es, was es wolle, fängt sich bei den in der Flugbranche generierten schmalen Margen auch rasch Verluste ein.

Den Spagat zwischen Schrumpfkurs auf der einen und Wachstum auf der anderen Seite – vor allem beim Ableger Eurowings, der allerdings auf der Ergebnisseite noch kaum was abwirft – versucht der Lufthansa-Chef gerade hinzubekommen. So lange der Ölpreis so niedrig bleibt, hat er noch Zeit, seine Akrobatik zu verbessern.

Quelle: Börsen-Zeitung

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