G20-Gipfel: Merkel für gemeinsames Auftreten der europäischen Länder

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Bedeutung des G20-Gipfels in Hamburg betont und sich für ein gemeinsames Auftreten der europäischen Länder ausgesprochen. „Es ist wahr, die Weltordnung ist im Wandel, und die Kräfteverhältnisse verschieben sich“, sagte Merkel kurz vor Beginn des Gipfels der Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Tatsache, dass der Gipfel stattfinde, sei aber „in einer Zeit, in der viel Sprachlosigkeit herrscht, schon ein Wert an sich.“

In Bezug auf die Teilnahme der Präsidenten Russlands, der USA und der Türkei, Wladimir Putin, Donald Trump und Recep Tayyip Erdogan, sagte die Bundeskanzlerin, man müsse „die Konstellationen nehmen, wie sie sind. Ich habe die Aufgabe, als G20-Präsidentin Einigungsmöglichkeiten zu erarbeiten und nicht dazu beizutragen, dass Gesprächslosigkeit herrscht“, so Merkel. Gleichzeitig dürften Differenzen nicht unter den Tisch gekehrt werden, das sei die Aufgabe, die es zu lösen gelte. Dafür, so die Bundeskanzlerin, sei es „sinnvoll, dass Europa seine Kräfte bündelt.“ In diesem Zusammenhang bezeichnet sie die Idee einer Wirtschaftsregierung in der Eurozone und eines europäischen Finanzministers als „zwei wichtige Gedanken“. Merkel kritisierte auch die Sicht der US-Regierung auf die Globalisierung: „Während wir Möglichkeiten der Zusammenarbeit zum allseitigen Nutzen suchen, wird die Globalisierung in der amerikanischen Administration eher als ein Prozess gesehen, in dem es nicht um Win-win-Situationen, sondern um Gewinner und Verlierer geht.“ Die Aussage des Sicherheitsberaters von Donald Trump, dass die Welt eine Arena sei und keine globale Gemeinschaft, widerspräche völlig ihrer Sicht: „Wir wollen nicht, dass nur wenige von wirtschaftlichen Fortschritten profitieren. Alle sollen teilhaben.“ Auf die Frage, ob sie ihre Aussage von Trudering wiederholen würde, wonach die Zeiten vorbei seien, in denen sich Deutschland auf andere völlig verlassen könne, antwortete Merkel: „Ja, genau so.“ Offenbar wolle die US-Regierung nicht mehr per se Ordnungsmacht für alle Regionen der Welt sein. Das könne man je nach Thema sowohl als gute wie auch als weniger gute Nachricht empfinden, so die Bundeskanzlerin. In Bezug auf den Veranstaltungsort Hamburg sagte Merkel: „Ich weiß natürlich, dass G20 den Hamburgern etwas zumutet“, sie könne deshalb nur um Verständnis bitten. Aufgrund der zahlreichen Delegationen und Tausenden Journalisten seien die Hotelkapazitäten und die Infrastruktur eines Ballungsgebiets notwendig gewesen. Friedlichen Demonstranten spricht die Bundeskanzlerin ihren Respekt aus, betont jedoch: „Wer gewalttätig wird, der verhöhnt die Demokratie.“

Foto: Angela Merkel, über dts Nachrichtenagentur

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