Die Social Media Präsenz der Parteien in Deutschland

Die Bundestagswahl 2013 ist längst zu Ende, die Gewinner und Verlierer stehen fest, die Sitze sind verteilt und seit nunmehr zwei Monaten ziehen sich die Koalitionsgespräche der CDU/CSU mit möglichen Koalitionspartnern in die Länge. Nachdem mittlerweile bei einigen sogar der Ruf nach Neuwahlen laut wurde, scheint es nun doch in die heiße Endphase der Verhandlungen zu gehen und sich so langsam eine Einigung zwischen CDU/CSU und SPD herauszukristallisieren. So wurde erst am Freitagabend ein Durchbruch in der Diskussion im Bereich Gesundheit- und Pflege erzielt und die Abschaffung des pauschalen Zusatzbeitrages der Krankenkassen beschlossen. Nun scheint es auch bei den Themen flächendeckender gesetzlicher Mindestlohn und PKW-Maut vorwärts zu gehen, auch wenn CSU-Chef Seehofer und Bundeskanzlerin Merkel auf dem CSU-Parteitag in München erklärten, dass im Schlussspurt noch ein paar „heiße Tage“ ins Haus stünden.

Das Internet als Wahlkampfplattform

Wie die Koalitionsverhandlungen zum Beginn dieser 18. Legislaturperiode aufgrund ihrer Länge und Verbissenheit, mit der sie geführt werden, etwas Besonderes zu sein scheinen, war auch der Wahlkampf in diesem Jahr etwas Besonderes. Nachdem die Parteien zwar bereits 2009 erstmals begonnen hatten, den Wahlkampf auch im Internet zu führen, wurde in diesem Jahr erstmals von allen Parteien auch auf die Power der Social Media Portale gesetzt und der Wahlkampf verstärkt als Online Wahlkampf geführt.

Dies sollte Anlass sein, die Präsenz der Parteien und Parlamentarier im Social Web einmal näher zu beleuchten und einen Blick auf deren Aktivitäten vor und nach der Wahl zu werfen.

Die Parteien im Social Web

Die beigefügte Infografik des Statistikportals statista verdeutlicht die Resonanz der einzelnen Parteien in den sozialen Medien vor der Bundestagswahl. Daraus geht hervor, dass die Alternative für Deutschland (AfD) eine der am stärksten wachsenden deutschen Parteien vor der Bundestagswahl war, wenn man die Zahl ihrer Fans bei Facebook zugrunde legt. Nachdem die am 6. Februar 2013 gegründete Partei der Euroskeptiker, am Tag ihres Gründungsparteitages im April 2013 bereits 18.000 Likes verbuchen konnte, steigerte sich die Zahl ihrer Fans bis Anfang September auf 55.000 und heute verfügt die AfD bereits über 88.000 Facebook-Fans. Damit hat die AfD alle etablierten Parteien weit hinter sich gelassen. Betrachtet man allerdings die Twitter-Follower, ist die Partei mit rund 5.700 Followern weit abgeschlagen.

Die mit Abstand erfolgreichste deutsche Partei im Social Web ist die Piratenpartei mit fast 84.000 Likes auf Facebook und über 119.000 Followern bei Twitter. An dieser Zahl hat sich auch nach der Bundestagswahl, bei der die Piraten lediglich 2,2% der Stimmen (AfD immerhin aus dem Stand 4,7%) erhielten, kaum etwas geändert. (Stand. 23.11.2013: 122.000 Twitter, 88.000 Facebook)

In der Addition der Anhänger in beiden Netzwerken sind Bündnis90/Die Grünen mit 107.800 Fans/Followern die Partei mit der zweitgrößten Netzanhängerschaft, die nach der Wahl noch einmal stark angestiegen ist. Mit Stand vom 23.11.2013 sind es sogar mehr als 123.000, die sich in 76.900 Twitter-Follower und 46.187 Facebook-Fans aufteilen. Es folgt die SPD mit rund 92.300 Fans/Followern im September (heute 110.770: 47.330 Twitter, 63.440 Facebook)

CDU gewinnt zunehmend an Präsenz im Social Web

Betrachtet man die Zahlen der CDU, fällt ebenfalls eine explosionsartige Zunahme der Netzanhängerschaft auf. Besaß die CDU vor der Wahl noch knapp 34.000 Twitter-Follower und 44.000 Facebook-Fans, folgen der CDU heute bereits 46.000 User auf Twitter und 75.000 auf Facebook, womit sie die SPD hinter sich lässt. Zählt man die ungewöhnlich hohe Zahl der Google+ Nutzer von 34.000 Usern hinzu, besitzt die CDU direkte Sichtbarkeit bei zirka 155.000 Usern im Netz.

95% der Parlamentarier sind mit Social Media Profil vertreten

Anhand der Daten des Social Media Analyse Portals pluragraph.de ergibt sich, dass derzeit 95% der Parlamentarier im deutschen Bundestag mindestens ein Social Media Portal (Facebook, Twitter, XING oder Google+ haben und lediglich 5% der Abgeordneten gänzlich ohne Präsenz in den sozialen Medien sind.

Allen voran steht hier die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die kurz vor der Wahl allein bei Facebook zirka 370.000 Fans vorweisen konnte und mittlerweile sogar 426.000 Facebook Freunde und 70.000 Follower auf Twitter hat.

Social Web auch außerhalb des Wahlkampfes nutzen

Dass die Präsenz in den sozialen Medien im Wahlkampf mittlerweile essenziell wichtig geworden ist, dürfte unbestritten sein. Nun gilt es für die Parteien und Abgeordneten, die Möglichkeiten der sozialen Kanäle für die tägliche Arbeit zu nutzen. Online-Instrumente dieser Art können genutzt werden, um Meinungsbilder einzufangen, Ansichten und Programme nach außen zu tragen und um nicht nur mit den eigenen Wählern, sondern mit allen Bürgern in Kontakt zu bleiben. Schließlich vertreten Abgeordnete die Stimme der Wähler. Nicht zuletzt lässt sich über soziale Plattformen die Parteiarbeit unabhängig von Ort und Zeit flexibel gestalten.

Das Ziel ist Interaktion auf mehreren Kanälen mit dem Wähler und den Parteimitgliedern. Während Twitter vielfach zur schnellen Weitergabe von Nachrichten und zur Diskussion in der Netz-Community genutzt wird, ist Facebook eher auf Breite angelegt, so dass hier viele unterschiedliche Themen zur Sprache kommen, die auch eher einen gewissen Unterhaltungswert haben dürfen und damit auch Leute erreichen, die nicht ganz so netzaffin sind.

Grafik: © Statista

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