Einkaufszentrum Das Schloss in Berlin Steglitz

Die Shopping Mall in der City macht das Rennen

Weihnachten ist vorbei und der große Kaufrausch in den Geschäften und Einkaufszentren der Innenstädte hat sich gelegt. Zurzeit rollt die zweite Welle durch die Einkaufspassagen, denn viele Kunden nutzen die Gelegenheit zum Umtausch von Weihnachtsgeschenken. Unbestritten ist die Weihnachtszeit einer der wichtigsten Umsatzmotoren der Einzelhandelswirtschaft. Ein Großteil der Händler generiert bis zu 80% des Jahresumsatzes in der Weihnachtszeit und dementsprechend voll waren die Einkaufstempel und Ladengeschäfte. Die meisten von uns haben den Rummel in den Einzelhandelsgeschäften und Fachmärkten sowie die Schlangen an den Kassen – vor allem aber die nervenaufreibende Parkplatzsuche in den Innenstädten – noch in „bester“ Erinnerung.

Innerstädtische Einkaufszentren gewinnen an Bedeutung

Volle Innenstädte und Rekordumsätze im Einzelhandel der Geschäfte im Zentrum der Städte und in den Stadtteilzentren: Das war nicht immer so und ist in manchen Städten auch noch lange nicht wieder der Fall.

Fest steht jedoch, dass in vielen Kommunen sowohl der alten wie auch der neuen Bundesländer seit einiger Zeit die Innenstädte eine wahre Renaissance als Einkaufsareal erleben. Während Einkaufszentren am Rande der Stadt in vielen Klein- und Mittelstädten nach wie vor große Bedeutung besitzen, verzeichnen Gegenden wie das Ruhrgebiet, nicht zuletzt als Ergebnis des Strukturwandels in der Region, dynamische Zuwächse an innerstädtischen Einkaufszentren. Auch in Städten und Ballungsgebieten wie Hamburg, Stuttgart, dem Raum Frankfurt/M., der mitteldeutschen Industrieregion im Dreieck Chemnitz, Leipzig und Dresden oder im Raum Nürnberg sind diese Tendenzen zu finden.

Innerstädtischer Einzelhandel vs. „grüne Wiese“

Seit Jahren gibt es eine kontroverse Diskussion über die Konkurrenzsituation zwischen Einkaufstempeln und Einzelhandel im innerstädtischen Bereich sowie den Stadtteilzentren und den riesigen Shoppingarealen vor den Toren der Städte.

In den Neunzigerjahren drohte der Einzelhandel mancher Innenstadt beinahe auszusterben. Immer mehr Einzelhandelsketten und Händler zog es damals aus den Städten hinaus in die im Eiltempo aus dem Boden gestampften Einkaufszentren auf der grünen Wiese. Gerade in den neuen Bundesländern und an Altindustriestandorten fanden Investoren riesige Areale zu günstigen Preisen, die für die Ansiedlung von Einkaufszentren ideal schienen. Kunden fanden hier eine Vielzahl von Händlern, die Waren aufgrund relativ niedriger Gewerbemieten und anderer Vergünstigungen teilweise zu Discountpreisen anbieten konnten.

Aufgrund des Baubooms der Neunziger war die Verkehrs- und Parksituation in den Innenstädten teilweise katastrophal. Das EKZ vor den Toren der Stadt hingegen bot nicht nur riesige Flächen und konnte ausreichend – vor allem kostenlose – Parkmöglichkeiten bieten, sondern den Kunden den Einkauf mit verschiedenen Bonbons, wie günstigen Tankmöglichkeiten, schmackhaft machen. Zu beinahe jedem EKZ gehört eine „freie“ Tankstelle, die mit äußerst attraktiven, weil von den Handelskettenbetreibern subventionierten Preisen Tausende Kunden anlockt.

Erlebniseinkauf macht das Rennen und lockt Kunden in die Städte

In den letzten Jahren ist ein dynamischer Zuwachs von Einkaufszentren in Innenstadtlage bzw. in Stadtteilzentren verschiedener Kommunen zu verzeichnen. Dies ist nicht zuletzt Ausdruck des Wandels im Kaufverhalten der Kunden. Erlebniseinkauf gewinnt zunehmend an Bedeutung. Insbesondere in den Großstädten und Touristenzentren bevorzugen Menschen die Verbindung aus Sightseeing, Gastronomie, Shopping und Wohnen. Obwohl die angestaubte Kaufhauskultur ausgedient hat, lassen sich sogar klassische Kaufhäuser integrieren, sofern die Betreiber ihre Konzepte überdenken und den aktuellen Herausforderungen anpassen.

Eine vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung erarbeitete Studie belegt diesen Trend eindeutig. Insgesamt wurden mehr als 100 Shopping Center und Einkaufspassagen besucht, die Situation durch „teilnehmende Beobachtung“ sowie Gespräche und Umfragen erfasst und anschließend analysiert. Daraus wurden Steckbriefe erstellt, die einen Vergleich ermöglichen. Obwohl bei weitem nicht alle innerstädtischen Einkaufszentren wirtschaftlich erfolgreich arbeiten, zeigen Shopping Center wie das „Schloss“ oder „Alexa“ in Berlin oder das „Mercado“ in Hamburg, dass es funktioniert, wenn das Konzept stimmt.

Einkaufszentrum Alexa Berlin

Die grüne Wiese hat ihre Attraktivität als Standort verloren

Die zitierte Studie verdeutlicht den Trend bezüglich der Standortwahl, der sich völlig gewandelt hat und zugunsten der Einkaufszentren in Stadtlagen entschieden ist.

So wurden von 1991 bis 2012 insgesamt 349 Shopping Center mit jeweils über 10.000m² Verkaufsfläche gebaut. Allein zwischen 1991 und 2000 entstanden dabei 205, darunter 54 (26%) auf der grünen Wiese, 82 in Stadtteilzentren und 69 in den Innenstädten. Demgegenüber wurden in den letzten 12 Jahren von 2001 bis einschließlich 2012 144 neue Shoppingtempel erbaut, von denen nur noch 9 (6%) vor den Toren von Städten errichtet wurden. Dieser Trend ist auch ein Ergebnis veränderter Wirtschaftspolitik der Kommunen und der veränderten Stadtplanungen. Baurechtliche Beschränkungen für Neubauten auf der grünen Wiese und städtebauliche Förderungen für Investoren in den Stadt- und Stadtteilzentren waren und sind Mittel, um innerstädtische Lagen für Bauherren attraktiver zu machen.

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