Der Aufstieg des Bitcoin als Alternativwährung

Das Vertrauen der Menschen in die etablierten, von Staaten und Notenbanken kontrollierten Währungen wie Euro oder Dollar bröckelt zunehmend. Der Wunsch der Sparer nach Sicherheit und Unabhängigkeit ihres Ersparten von der Entwicklung der Volkswirtschaft ist seit jeher besonders hoch. Wer möchte schon sein Lebtag sparen, um dann zu erfahren, dass dieses Ersparte am Ende nichts mehr wert ist und von der Inflation aufgefressen wurde? Immer häufiger gewinnen deshalb alternative, möglichst sichere Währungen an Bedeutung.

Virtuelles Geld als alternative Währung

Eine dieser alternativen Währungen ist das virtuelle Geld Bitcoin (BTC), das 2009 in der Hackerszene entstand und seither immer wieder für Schlagzeilen sorgte. Nach dem ganz großen Hype im April 2013 (siehe statista-Infografik auf wirtschaft.com), als der Kurs der Cyber-Währung, deren Wert von gerade einmal 5 US$ pro Einheit im Jahr 2012 auf über 180 US$ (Rekordhoch kurzzeitig sogar 266 US$) gestiegen war, rücken Bitcoins nun erneut ins Zentrum des Interesses. Die Analyse der Suchen in Google Trends belegt dies ganz deutlich, denn das Volumen der Suchanfragen bei der Suchmaschine steigt seit Ende September wieder enorm. Der derzeitige Kurs des Bitcoin (BTC) liegt bei 141 US$. Für 1 BTC sind momentan 94€ zu zahlen.

Dabei tauchen immer wieder Fragen auf, wie: Was sind Bitcoins und was steckt eigentlich hinter der virtuellen Währung? Woher rührt das große Interesse am Thema Bitcoin und was macht diese Währung so attraktiv?

Was sind Bitcoins? Wer kontrolliert und verwaltet Bitcoin und ihre Verbreitung?

Bitcoin ist die erste dezentralisierte digitale Währung, die an keine Volkswirtschaft gekoppelt ist und von keiner Zentralbank kontrolliert wird.

Die Cyber-Währung Bitcoin wird verteilt über das Internet von den Nutzern selbst generiert, wobei jeder mitmachen kann, indem er mit der entsprechenden freien Software, einem Bitcoin Miner, digitale Münzen erzeugt. Alle Transaktionen werden von den am Bitcoin-System beteiligten Computern gemeinsam überprüft. Wer nicht selbst Bitcoins erzeugen will oder kann, hat Gelegenheit, diese auf Handelsplattformen im Netz mit „echtem“ Geld wie Euro oder Dollar zu kaufen.

Da die Erzeugung von Bitcoins einen entsprechenden Rechenaufwand erfordert, der sich der Menge der erzeugten Bitcoins anpasst, können nicht beliebig viele Stücke emittiert werden. Je mehr Bitcoins erzeugt werden, umso höher wächst der Rechenaufwand, so dass es immer schwieriger wird, neue Bitcoins zu erzeugen. Die Obergrenze liegt bei 21 Millionen Stück, was die Währung inflationssicher macht. In dieser Hinsicht ähnelt das digitale Geld dem Sachwert Gold. Eine Inflationierung wie bei unbegrenzt vermehrbarem Papiergeld ist unmöglich. Bisher wurde rund die Hälfte davon erstellt.

Die Vorteile der Cyber-Währung in der Wirtschaft

Ein entscheidender Vorteil von Bitcoin ist die uneingeschränkte Nutzung im internationalen Zahlungsverkehr, denn sie sind in jedem Land nutzbar. So entfällt außerhalb des Euroraumes umständliches Umtauschen von Währungen. Sie sind direkt von Person zu Person über das Internet übertragbar, ohne den Umweg über eine Bank oder eine andere Abrechnungsstelle nehmen zu müssen, wodurch Gebühren viel geringer sind. Bitcoin-Guthaben können nicht eingefroren werden und sie sind an keine künstlichen Bedingungen oder Einschränkungen gebunden. Jeder hat die Möglichkeit, Bitcoins zu akzeptieren. Für Händler entstehen kaum Kosten, es gibt weder Rückbuchungen noch Gebühren. Bitcoin erfüllt die drei wichtigsten Kriterien, die eine Währung erfüllen muss: Sie muss fälschungssicher sein, das Geld darf nicht beliebig vermehrt werden und es muss allgemeine Akzeptanz als Tauschmittel finden. Die ersten beiden Merkmale treffen definitiv zu, während es bei der letzten Bedingung noch einigen Nachholbedarf gibt, doch bereits ein solider Grundstein gelegt ist. So gilt Berlin als das „Bitcoin Valley“ für das digitale Zahlungsmittel. Zahlreiche Internetunternehmen und Startups widmen sich der virtuellen Währung. Bereits seit längerer Zeit existiert in der deutschen Hauptstadt ein Projekt, in dem der Bitcoin als anerkanntes Zahlungsmittel gilt. Kunden können bei Händlern und Gastronomen um die Kreuzberger Graefestraße mit dem digitalen QR-Code für Bitcoins Waren und Dienstleistungen bezahlen.

Anerkennung des Bitcoin als offizielle Währung

Nachdem die Bundesregierung bereits im August den Bitcoin als „Privates Geld“ anerkannt hat, hieß es nun in einer aktuellen Antwort des Bundesfinanzministeriums auf eine parlamentarische Anfrage des FDP-Politikers Frank Schäffler, dass Bitcoin dem Euro und jeder anderen Währung umsatzsteuerlich gleichgestellt sei. Damit übernimmt Deutschland eine Vorreiterrolle, denn der juristische Status des Bitcoin ist jetzt in Deutschland stärker gefestigt als in anderen Staaten, wo es immer noch eine Reihe von Diskussionen und Schwierigkeiten gibt.

Der Umstand, dass Bitcoin unabhängig von Regierungen und Zentralbanken funktioniert und sich die digitalen Münzen bequem über das Internet – sogar anonym – versenden lassen, sorgt in einigen Ländern für Diskussionsstoff, denn es wird befürchtet, dass Bitcoins als Medium zur Geldwäsche genutzt werden können. So äußerten die amerikanischen Finanzbehörden und die Europäische Zentralbank Argwohn gegenüber der Cyber-Währung. Die US-Behörden fordern vehement eine Kontrolle des Marktes von außen und haben mittlerweile sogar eine Reihe von Unternehmen in diesem Segment aufgefordert, ihre Zahlen offenzulegen.

Riesige Nachfrage nach Bitcoin Geldautomaten

Ungeachtet dieser Tatsache ist in den USA vor wenigen Tagen der erste Bitcoin-Geldautomat ausgeliefert worden. Hier haben Kunden Gelegenheit, echtes Geld in die virtuelle Währung Bitcoin einzutauschen. Laut dem Hersteller der Geldautomaten werden dabei Banknoten aus rund 200 Ländern für den Umtausch akzeptiert. Das US-amerikanische Startup Lamassu bietet das Gerät für rund 5.000 US-Dollar an und freut sich, dass bereits jetzt die ersten beiden Produktions-Chargen komplett ausverkauft sind und erst für die dritte Charge, die Anfang 2014 ausgeliefert werden soll, wieder Vorbestellungen angenommen werden können.

Grafik: © Statista

2 Kommentare

  1. Der „Investor“ sollte darauf achten, wann er die Überweisung in Bitcoins oder aus Bitcoins heraus macht.

    Am 19.6.2011 notierte Bitcoin bei 1 Cent!!!

    Sicher gut, wenn man günstig einsteigen will, will man dagegen aussteigen und ist vielleicht vorher für über 100 eingestiegen, ist es eher ungünstig.

    Bitcoin ist ein Frontrunning- und Ponzisystem, das vor allem den „Early adopters“ dient, also denen, die es entwickelt haben, und denen, die zwischendurch groß eingestiegen sind und nun die auf 21.000.000 begrenzte Stückzahl als operative Masse im Griff haben.

  2. Bitte keine falschen Tatsachen/Mythen verbreiten (bezieht sich auf den unten stehenden Kommentar), wie dem, dass der Bitcoin im Juni 2011 bei 1 Cent notierte. Das ist schlicht Unsinn. Richtig ist, dass *eine* Handelsplatform zum Austausch USD-BTC gehackt wurde und der Hacker *auf dieser Platform* den Preis hat abstürzen lassen. Die so zu Niedrigstpreisen abgewickelten Transaktione wurden später von der Handelsplattform rückabgewickelt. Die anderen Handelsbörsen waren nicht betroffen. Deshalb zu behaupten, der Bitcoinpreis habe per se bei 0,01 USD ’notiert‘, ist also völlig unzutreffend! Auch die Einschätzung, Bitcoin selbst sei ein Schneeballsystem (Ponzi Scheme), ist ein immer wiederkehrender falscher Vorwurf von Leuten, die sich mit Bitcoin nicht hinreichend auskennen, und schon lange als Mythos entlarvt. Bitcoin hat durch seine vielen einmaligen und bisher beispiellosen Eigenschaften (schnell, günstig, sicher (bei richtiger Handhabung), volle Kontrolle durch Besitzer, nicht beschlagnahmbar, internationall+grenzenlos, dezentral, inflationsfrei, …) einen greifbaren wirtschaftlichen Wert, und das erkennn die informierten Marktteilnehmer heute. Je mehr sich diese Erkenntnis verbreitet und je mehr Bitcoin selbst Verbreitung findet und verwendet wird, desto mehr wird auch dessen Wert steigen. Momentan befindet sich Bitcoin aber noch in der sehr frühen „early adopter“ Phase. Wie bei allen neuen Trends und Technologien gilt auch hier: Wer sich selbst die Zeit nimmt, sich aus vielen Quellen zu informieren und die Sache zu verstehen, ist im Vorteil, und braucht später nicht die zu beneiden, die es früher geblickt haben (wie die frühen Aktionäre von Microsoft, SAP, Google, etc. …).
    PS: vor 20 Jahren gab es Leute, die den Sinn von E-Mails nicht verstanden, denn schließlich gab es doch die Briefpost und das Telefon! Und wozu das www, wenn es doch Stadtbüchereien und Einzelhandelsgeschäfte gibt?

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert