Chancen und Risiken von Risikokapital

Risikokapital gehört in der Geschäftswelt auch hierzulande immer mehr zur Normalität. Beteiligungsgesellschaften, Venture Kapitalisten und Business Angels geben sich vor allem in der IT- und Technologiebranche die Klinke in die Hand. Trotzdem scheuen der deutsche Mittelstand und auch die Politik noch immer die Anerkennung und den direkten Kontakt mit dieser Art der Investition. Grund dafür ist sicherlich die nicht unerhebliche Gefahr für Unternehmen, künstlich aufgeblasen zu werden und dann zu implodieren. Andererseits ermöglichen solche Liquiditätsbooster aber auch Durchbrüche und retten manchmal sogar klamme Unternehmen.

Der Traum vom Durchbruch…

Jeder kennt die Geschichten von den kleinen Garagenfirmen, bei denen bei vielversprechenden Produkten ein Großunternehmen mit Übernahmeangeboten winkt. Allein die mittlerweile verfilmte Geschichte von Facebook und dessen Gründern mag diese Vorstellung befeuert haben. Das Tagesgeschäft von Beteiligungsgesellschaften ist indes aber viel weniger hollywoodreif. Meist geht es den Gesellschaften darum, vielversprechende Start Ups zu Wachstum zu verhelfen, etablierte Unternehmen zu neuen Märkten zu führen oder aber angeschlagene Firmen zu retten und wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Der Lohn sind Unternehmensbeteiligungen, Anteile am Gewinn und nicht zuletzt die Chance, direkten Einfluss zu nehmen auf die Strategie der Unternehmen. Zu diesem Zweck verfügen Risikokapitalgeber über bestens ausgebildete und erfahrene Berater-Teams.

…und die Angst vor der Blase

Viele Menschen und auch Unternehmer sehen oft nur die andere Seite der Medaille. Für sie gelten Beteiligungsunternehmen als Nutznießer an der Arbeit anderer, die allein mit Hilfe ihrer Kapitalmacht Einfluss ausüben wollen. Aus emotionaler Perspektive mag man dieses Argument verstehen, doch wer professionell wachsen will, braucht Kapital und das bekommt man von einem Venture Kapitalisten eben schneller und einfacher als durch operative Gewinne. Das gilt vor allem dann, wenn ein Unternehmen gar keine Gewinne macht, sondern seinen Wert durch seine Perspektive erhält.

Viele Internet-Start-Ups wurden für immens hohe Summen an Google, Facebook oder Yahoo verkauft, ohne je einen Dollar Gewinn gemacht zu haben. Wessen Konzept also auf integrativem Wert, aber nicht operativem Gewinn beruht, der braucht Risikokapital. Natürlich beherbergt dieses Konzept auch immer eine gewisse Gefahr, als sogenannte Blase zu platzen, doch bevor solche Investitionen getätigt werden, geht eine ausführliche Risikoanalyse voraus.

Risikokapital als Rettungschance

Wenn eine Beteiligungsgesellschaft in ein Unternehmen investiert und dafür Anteile bekommt, dann geht diese Gesellschaft in ein Risiko – wenn auch ein kalkuliertes. Erstaunlicherweise passiert dies nicht selten auch bei etablierten und wenig innovativen Firmen, die teilweise lange am Markt sind und sich aus diversen Gründen in einer Notsituation befinden. Normalerweise bleibt da irgendwann nur noch der Weg in die Insolvenz, doch wenn Kunden und Aufträge vorliegen, kann auch ein angeschlagenes Unternehmen vor dem Ruin bewahrt werden.

Vor kurzem wurde beispielsweise das bereits in der Insolvenz befindliche Werkzeugunternehmen Zimmermann Formenbau durch die Investition der bekannten Prange-Gruppe von Otto Prange wieder in die Wirtschaftlichkeit zurückgeführt. Offenbar fehlte es dem Mittelständler einfach an Kapital, um einen Auftragsengpass zu überstehen. Im Gegenzug für die Investition erhielt die Gruppe Anteile an dem Unternehmen.

Bewertung durch die Bundespolitik

Dass Wagniskapital in Deutschland noch nicht den Stellenwert hat wie etwa in den USA, liegt auch an der Bundespolitik. Im Jahre 2013 versprach die Große Koalition, Gesetze auf den Weg zu bringen, die das Venture Kapital leichter verfügbar machen sollte, damit die heimische Wirtschaft davon profitieren könnte. Als nichts passierte, versuchte der Branchenverband der Beteiligungsgesellschaften, selbst einen Gesetzesentwurf zur Orientierung vorzulegen. Rechtlich verbindlich passiert ist seitdem wenig. Es bleibt abzuwarten, was auf der politischen Bühne diesbzgl. noch passiert.

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