BOOK A TIGER: Freelancer werden fest angestellt

Das Start-up BOOK A TIGER hat im Februar seinen Kurswechsel bekannt gegeben. Seither werden hunderte Reinigungskräfte vom Unternehmen eingestellt, statt sie wie vorher als Partner zu vermitteln. Andere Unternehmen wie Helpling oder Uber setzen auch weiterhin auf die Beschäftigung sogenannter freier Mitarbeiter. Wird das neue Prinzip zukünftig in der Branche Schule machen?

Dass Start-ups auf Freelancer statt auf Festangestellte setzen, scheint der momentane Zeitgeist zu sein. In Expertenkreisen hat sich der Begriff „Uberisierung“ eingebürgert, da der Fahrtenvermittler Uber als erstes großes Unternehmen auf dieses Geschäftsmodell gesetzt und damit Erfolg hatte. Inzwischen wird die Marke Uber von Investoren auf 68 Milliarden Dollar geschätzt. Und das, obwohl das Unternehmen selbst keinen einzigen Fahrer beschäftigt – sondern lediglich nach dem Marktplatzmodell die Vermittlerrolle einnimmt. Risiken wie Ausfälle aufgrund langwieriger Krankheiten oder Kostenfaktoren wie Krankenversicherungen und Sozialausgaben betreffen Uber für die freien Fahrer nicht, da keine Festanstellung vorliegt. Der Fahrer selbst muss für diese Risiken aufkommen. Gerade das wird oftmals kritisiert.

BOOK A TIGER hatte das System seit der Gründung 2014 ebenfalls angewendet. Nur mit dem Unterschied, dass sie statt Fahrern Reinigungskräfte an Kunden vermittelten. Im Februar 2016 hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, einen Großteil der freien Angestellten als feste Mitarbeiter einzustellen. Grund dafür: Eine „Qualitäts- und Servicesteigerung“ wird angestrebt. Das Unternehmen will sich so von seinen Konkurrenten absetzen, die nach wie vor nach dem Uber-Modell funktionieren. „Mit der Anstellung von sorgfältig geprüften Reinigungskräften garantiert BOOK A TIGER seinen Kunden eine persönliche und sozialversicherte Reinigungskraft und zugleich eine konstante, qualitativ hochwertige und zufriedenstellende Servicequalität.“, schreibt das Unternehmen BAT Household Services GmbH, zu dem BOOK A TIGER gehört, in einer Pressemitteilung. Zuvor wurde von Kundenseite oft die Kritik laut, dass Reinigungskräfte nicht beim Kunden erscheinen oder ihre Arbeit nicht korrekt erledigen würden. Dem wird jetzt mit dem neuen Geschäftsmodell entgegengewirkt. Das Unternehmen zahlt seinen Mitarbeitern den Mindestlohn für Gebäudereiniger. Die meisten werden in Teilzeit für durchschnittlich 30 Stunden pro Woche eingestellt. Natürlich sind die Arbeitnehmer versichert und haben Anspruch auf Urlaub

In der Reinigungsbranche ist BOOK A TIGER damit das erste Start-Up, das diesen Schritt wagt. Doch auch in anderen Branchen scheint der Kurs weg vom Uber-Modell zurück zum Festangestellten-Modell zu gehen. Im Bereich der Altenpflege ist das Start-up Honor diesen Schritt gegangen und hat seine Mitarbeiter fest eingestellt. Der Lieferdienst Deliveroo, der in Deutschland starke Zuwächse verzeichnet, stellt das System zum Teil auch auf Festangestellte um. Die Anbieter wollen hochklassige Dienstleistungen garantieren, was mit Freelancern oft nicht möglich ist. Ihnen kann ein Lieferdienst beispielsweise keine Anweisung geben, dass er auch im Dauerregen Essen auszuliefern hat – Festangestellten hingegen schon. Zudem bestehen ganz andere Möglichkeiten der Weiterbildung und Qualitätssicherung, da die Vorgehensweise vereinheitlicht werden kann, wenn das Unternehmen nicht mit hunderten Freelancern als Partnern arbeitet. Es bleibt spannend, ob Start-ups, die bisher auf freie Mitarbeiter setzen, ihren Kurs beibehalten oder ebenfalls einen alternativen Weg einschlagen.

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