Amprion fürchtet höhere Strompreise durch einheitliche Netzentgelte

Strommast, über dts NachrichtenagenturDer Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) Amprion warnt eindringlich vor bundesweit einheitlichen Netzentgelten. „Wir lehnen bundeseinheitliche Netzentgelte ab“, sagte Amprion-Geschäftsführer Hans-Jürgen Brick der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). „Die rund 27 Millionen Stromkunden in unserem Versorgungsgebiet müssten draufzahlen und industriellen Kunden drohen zusätzliche Kosten in Millionenhöhe.“

Für Industriekunden in NRW wären Kostensteigerungen beim Netzentgelt von bis zu 68 Prozent die Folge. „Ähnlich wäre die Belastung für zahlreiche Unternehmen in Rheinland-Pfalz, Hessen, im Saarland und in Teilen Bayerns“, warnte Brick. „Besonders betroffen wären mittelständische Industriebetriebe. Ihnen droht durchschnittlich ein Anstieg der Kosten um 3,3 Millionen Euro auf 8,2 Millionen Euro pro Jahr.“ Die Beispielrechnung umfasse Unternehmen mit 100 Megawatt Jahreshöchstlast und 5.000 Benutzungsstunden. „Wir befürchten erhebliche Belastungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland – unter anderem durch Standortverlagerungen ins Ausland mit dem Verlust von heimischen Arbeitsplätzen“, sagte der Amprion-Chef. „Auch private Haushaltskunden in NRW müssten tiefer in die Tasche greifen“, sagte Brick. „Unsere Netzentgelte machen zwar nur 3,5 Prozent der gesamten Stromrechnung aus, es entstünden im Jahr aber Mehrkosten in Höhe von 24 Euro.“ Zum Vergleich: Derzeit geht Amprion von einer zehnprozentigen Anhebung im kommenden Jahr aus, was rund 3,50 Euro jährlich ausmacht. Hintergrund sind Pläne, bundesweit einheitliche Netzentgelte einzuführen. Derzeit gibt es starke regionale Unterschiede im Netzgeschäft. Das führt dazu, dass Verbraucher in vielen Teilen Ostdeutschlands mehr für ihren Strom zahlen müssen als im Westen. Das Bundeswirtschaftsministerium kündigte an, es plane Veränderungen für eine „faire Lastenverteilung“. Amprion betreibt in Deutschland ein Höchstspannungsnetz, dass 11.000 Kilometer umfasst und von Niedersachsen über NRW bis nach Bayern reicht. „Unser Netzgebiet ist sehr stark industriell geprägt, hier wird ein Drittel des deutschen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet“, betonte Brick. „Zu unseren Kunden zählen beispielsweise die Werke der Chemiekonzerne Bayer, BASF und Evonik oder die Elektrostahlwerke von Thyssen-Krupp und die Aluhütte von Trimet.“

Foto: Strommast, über dts Nachrichtenagentur

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