Amazon weiter auf Wachstum programmiert

Amazon weiter auf Wachstum programmiert

Der weltgrößte Online Händler Amazon kommt derzeit nicht aus den Schlagzeilen. Dabei sind es sowohl die Wirtschaftsmagazine und Online Medien als auch die Tagespresse, die in letzter Zeit beinahe regelmäßig über den Konzern aus Seattle berichten. Einerseits geht es immer wieder um das Thema unsoziale Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter und Fremdbeschäftigte in den Logistikzentren. Zuletzt legten die Mitarbeiter in den Zentren in Leipzig und Bad Hersfeld ihre Arbeit nieder, um ihrer Forderung zur Durchsetzung eines Tarifvertrages nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels zu untermauern.

Amazon nutzt seine Vormachtstellung

Auch das Thema Steuern und Abgaben für in Deutschland erwirtschaftete Erträge und ganz aktuell der rüde Umgang mit Kunden sorgen für Gesprächsstoff. Amazon kündigte an, Konten von Kunden, die zu viele Retouren verursachen, ohne Vorankündigung zu schließen. Dabei sollen nach Angaben von Amazon Nutzerkonten gesperrt werden, wenn kein übliches Einkaufs- und Retourenverhalten des Verbrauchers vorliegt. Dabei lässt das Unternehmen offen, was die „haushaltsübliche Anzahl an Retouren“ sein soll.
Hier sorgt besonders für Verärgerung, dass Amazon Kunden, die sich einen Kindle Reader zugelegt haben, zwar ihre bisher erworbenen Bücher lesen, aber keine neuen Bücher erwerben können. Auch Besitzer der Amazon Tablets Kindle Fire und Fire HD werden somit von der Versorgung mit Apps und Updates abgeriegelt. Hier dürfte das letzte Wort noch nicht gesprochen sein. Dies ist jedoch wieder einmal ein Zeichen für die Marktbeherrschung der Amerikaner, denn eigentlich scheint keins der angesprochenen Themen für wirkliche Probleme zu sorgen.

Amazon fährt im 2. Quartal 2013 Verluste ein

Selbst die neuesten Quartalszahlen des Konzerns aus Seattle scheinen zwar für negative Presse, aber nicht für einen Vertrauensentzug der Anleger zu sorgen. So verlor Amazon im 2. Quartal 2013 rund 7 Millionen US-Dollar (5 Mio Euro) bei einer Umsatzsteigerung von 22% auf 15,7 Milliarden US-Dollar. Im Vergleichsquartal 2012 belief sich das Ergebnis noch auf ein Plus von 7 Millionen US-Dollar. Ähnliches hatten Analysten auch für dieses Jahr erwartet. Die Amazon Aktie gab kurz nach Verkündung der Zahlen um 2,1% nach, liegt aber immer noch über 300 US-Dollar (aktuell 304,21 US$ = 229,17€), was noch immer nahe dem Allzeithoch von etwas über 309 US-Dollar ist.

Amazon baut auf Wachstum statt Gewinn

Betrachtet man aber die beiliegende Grafik, stellt man fest, dass derartige Ergebnisse bei weitem nichts Außergewöhnliches für Amazon darstellen, sondern Ausdruck der aggressiven Wachstumsstrategie sind. Der größte Teil der Einnahmen wird sofort wieder in das Unternehmen investiert. So schwanken die Gewinne des 1994 von Jeff Bezos gegründeten Unternehmens seit 1997 ständig zwischen minimalem Plus und minimalen Verlusten. Der Umsatz hingegen stieg auf mittlerweile über 60 Milliarden US-Dollar.

Neben aggressiven Preisangeboten für eigene Produkte wie die Kindle-Tablets fressen die Investitionen in die Logistikzentren und deren technische Ausstattung den größten Teil der Einnahmen wieder auf. Auch für das dritte Quartal 2013 rechnet Amazon mit Verlusten bei geschätzten Umsatzerlösen zwischen 15,45 und 17,15 Milliarden Dollar, was einem. Zuwachs von 12 bis 14% im Vergleich zum dritten Quartal 2012 entsprechen würde. Viele Analysten stellen aber mittlerweile die Frage, wann Amazon endlich damit anfangen will, wirklich profitabel zu sein?

Amazons Stellung auf dem deutschen Buchmarkt Deutschland

Auf dem deutschen Buchmarkt ist das weltgrößte Online Kaufhaus der unumstrittene Platzhirsch. Nach aktuellen Angaben des Unternehmens und einer Studie des Bundesverbands des deutschen Versandhandels (bvh) kontrolliert Amazon drei Viertel des gesamten deutschen Online Buchversandes. Während der gesamte deutsche Buchhandel im Jahr 2012 rund 9,6 Milliarden Euro umsetzte, betrug der Anteil des Online Buchhandels 2,2 Milliarden Euro, wovon alleine 1,6 Mrd. auf Amazon entfallen. Auch im gesamten E-Commerce Segment als wichtiger Faktor in der deutschen Wirtschaft spielt Amazon eine führende Rolle. Laut Handelsverband Deutschland (HDE) nahm die Branche im letzten Jahr rund 29,5 Milliarden Euro ein. Dabei belief sich der Anteil von Amazon auf satte 6,5 Milliarden Euro. Dies bedeutet, dass rund 22% des gesamten deutschen E-Commerce-Umsatzes auf den Online-Händler aus den USA entfallen.

Auf dem Gebiet des Versandbuchhandels sehen deutsche Versender wahrscheinlich derzeit kaum eine Chance, das Verhältnis zu verbessern, jedoch zeigt die Tolino-Koalition, an der sich neben Thalia, Weltbild und Bertelsmann auch die Telekom beteiligt, dass man den Markt für E-Books nicht kampflos aufgeben will.

Grafik: Statista

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