Agrarminister: Keine Entwarnung bei Vogelgrippe

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hält die Vogelgrippe nicht für überwunden. „Die Gefahr ist geringer geworden, der Höhepunkt des Seuchenzugs scheint überschritten, aber wir können noch keine Entwarnung geben“, sagte Schmidt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Zum Schutz vor Ansteckung seien bisher „mehr als 1,5 Millionen Tiere“ getötet worden.

Schmidt kritisierte den Umgang der Bundesländer – vor allem von Niedersachsen – mit der Vogelgrippe. Einiges sei „nicht gut gelaufen“, bemängelte der Minister. Die Seuche sei offensichtlich von einem Betrieb auf den nächsten übergegangen. „Das lässt sich mit einer Infizierung durch Wildvögel nicht erklären“, so Schmidt. „Da muss man der Frage nachgehen, ob alle Hygiene- und Sicherheitsvorschriften beachtet wurden – etwa bei Transporten.“ Der Minister äußerte die Erwartung, dass „alle betroffenen Länder diese Fälle aufklären und analysieren“.

Foto: Christian Schmidt, über dts Nachrichtenagentur

7 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Minister Christian Schmidt,

    solange in der Geflügelindustrie Geflügelstämme eingesetzt werden, die gegenüber ursprünglichen Arten genetisch so verändert sind, dass sie, getrimmt auf Leistung, über kein intaktes Immunsystem mehr verfügen und (auch wenn nur in der Endphase der Mast) in überfüllten Ställen stehen (oder sollte ich besser sagen liegen), wird es auch kein Ende der Seuche geben.
    Vielleicht sollten Sie ja endlich mit den entsprechenden Entscheidungsorganen dafür sorgen, dass wenigstens die Rassegeflügelzucht aus diesem unsinnigen Aufstallungs- Beprobungs- und Keulungssystem rausgenommen wird, sonst werden ihnen vielleicht eines Tages die Genpools fehlen um neue Turborassen zu kreiren, wenn die Seuche sich soweit rekombiniert hat, dass die bisherigen Mast- und Legerassen alle die Waffen vor dem Virus gestreckt haben.

  2. Sehr geehrter Herr Minister Schmidt,

    ich beglückwünsche Sie zu der Erkenntnis, dass Wildvögel mit dem Eintrag und der Verbreitung des Erregers nichts zu tun haben. Zu dieser Erkenntnis ist nach viel zu langer Zeit auch das vom BMEL beauftragte Friedrich-Löffler-Institut gekommen. Nun ja – besser spät als nie.

    Nun hat aber die aktuell gültige Geflügelpestverordnung diese Annahme als Grundlage und geht somit mit Ihren Maßnahmen völlig an der Realtität vorbei.
    Ich erwarte von Ihnen als Bundeslandwirtschaftsminister, dass Sie Ihren Worten Taten folgen lassen und jetzt nicht nur unsinnige Rücktrittsforderungen formulieren. Denn hätte der niedersächsische Minister nicht einen negativ beprobten Kontaktbetrieb, bei dem später das Virus festgestellt wurde, bei der Keulung geschont, wäre die Verschleppung durch Menschen wohl nicht ans Licht gekommen. Somit war meines Eachtens die Entscheidung absolut richtig,

    Und so stelle ich mir einen Volksvertreter vor. Als jemanden, der das Volk vor den Machenschaften der Wirtschaftslobby schützt. Gäbe es mehr Politiker von der Sorte, mit Profil, Rückgrat und dem Mut, solche Entscheidungen zu treffen, bestünde tatsächlich die Chance, mein Vertrauen in die Politik wieder herzustellen.

  3. @akon – war es nicht so, dass die Genpools der alten Nutztierrassen beim FLI tiefgekühlt konserviert in einer extra eigerichteten Gendatenbank lagern? ….dann muss sich der Minister ja nicht fürchten, dass die Genpools verschwinden…

  4. @K.Zoller
    Da hast Du Recht – ich meine, es war 2013, da wurden knapp eine halbe Million Fördergelder für das Projekt ausgegeben. Verteilt wurde das Geld an das Friedrich-Löffler-Institut, den Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter und den Wissenschaftlichen Geflügelhof.

    Das Projekt läuft über mehrere Jahre. Ich befürchte, dass die Genreserve irgendwann an Loh**nn etc. verkauft wird, wenn deren auf wenigen Linien basierende Hochleistungshybrid(qual)zuchten sich irgendwann tot gelaufen haben. Mal sehen, ob die Erhaltungszüchter der alten Rassen dann etwas vom Reibach abbekommen – quasi als Entschädigung für das Zunichtemachen der Erhaltungszucht durch fast halbjährliche Aufstallung.

  5. @K.Zoller: Ich dachte immer um neue Hühnergenerationen hervorzubringen braucht es nicht NUR Hahnensperma. ;-) . Aber selbst wenn dieses Anwendung bei der Erschaffung neuer Hybridlinien finden sollte, so werden diese neuen Linien auch wieder bloß „Chimären“ sein, die man mit solchen Zuchtversuchen genetisch zu noch mehr Leistung zwingt!
    Eine natürlich entstandene Rasse ist und bleibt eine natürlich entstandene Rasse und ist um Längen widerstandsfähiger als solche „Chimären“.
    Aber eigentlich war die Frage auch ein bischen sarkastisch gemeint. Nachdem nun bereits bis zum FLI durchgedrungen ist, dass die Wildvögel an alledem wohl doch nicht die Schuld trifft (was viele unabhängige Wissenschaftler und wir auch im übrigen schon lange wissen und belegen können) kann man sich doch nur noch die Haare raufen, dass immer und immer wieder Anordnungen an den gleichen widerlegten Thesen festgemacht werden und damit Kleinhalter unter Androhung von hohen Strafen gezwungen werden gegen das Tierschutzgesetz zu verstoßen.
    Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Menschen in den entsprechenden Positionen nicht in der Lage sein sollten diese objektiven Erkenntnisse unabhängiger Wissenschaftler zu verstehen, bleibt ja nur noch der Schluss, dass das Ganze bewusst ignoriert wird, um die „Großen“ zu schützen.
    Also kann man nur hoffen, dass solche Ignioranz nicht irgendwann mal nach hinten los geht. Es gab schon mal eine deutsche Regierung, die über 40 Jahre lang die Interessen der „Großen“ über die der breiten Masse gestellt hat, bis diese sich das nicht mehr gefallen lassen haben.

  6. Mensch Christian,
    Sie sind ja ein echter Fuchs, kaum ist die Erkenntnis seit 2 Monaten so auf dem Markt, dass sogar das FLI es verstanden hat, rudert auch der Minister in die gleiche Richtung.

    Meinen Glückwunsch.

    Jetzt müssen Sie nur noch mit Ripke das Tierwohllabel aus der Taufe heben, dann haben Sie alle Böcke geschossen und könnten sich aufs Altenteil zurückziehen.

    Selten so was Unfähiges erlebt!

    Hoffentlich sehen das genügend Leute bei der nächsten Wahl genauso

  7. Prof. Dr. Sievert Lorenzen

    Da es keine bundesweite Stallpflicht gegeben hat, kann sie auch nicht bundesweit aufgehoben werden, sondern alle Veränderungen müssen von den Behörden vorgenommen werden, die Regelungen zur Aufstallung getroffen haben (Landesministerien oder Landkreise etc., je nach Bundesland). Das bedeutet: Herr Schmidt als Bundesagrarminister steht es nicht zu, in die Entscheidungsbefugnisse der bezeichneten Behörden einzugreifen. Im übrigen zeigt Niedersachsen, dass die Geflügelpest-Viren von Betrieb zu Betrieb verschleppt werden können. Dann aber muss damit gerechnet werden, dass die Verschleppung auch von Betrieb ins Freiland möglich ist. Wenn dann Wildvögel infiziert werden und sterben und wenn sie dann noch für schuldig erklärt werden, an der Verbreitung der Geflügelpest teilgenommen zu haben, kommen Zweifel an der Urteilsfähigkeit der Urteilenden auf.

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